Streetworkerin im Bonner Straßenstrich
„Ich würde gerne öfter nachts arbeiten“, sagt Christa Skomorowsky. Die Streetworkerin der AIDS-Initiative Bonn e.V. ist nachts auf dem Bonner Strich unterwegs. Durchschnittlich zwei Mal im Monat steuert sie mit einem Campingbus des Gesundheitsamtes das Gelände an. Oft wird es hektisch, wenn die Prostituierten zu ihr und einer Kollegin kommen. “ Wir sind dann schnell hoffnungslos überfüllt.“
Pro Nacht kommen bis zu 30 Frauen, trinken einen Kaffee, essen eine Suppe oder kaufen Kondome zum Selbstkostenpreis. Die „Community der Frauen“ sei eine kleine Welt für sich, berichtet Christa Skomorowsky. Und sehr vielfältig: ganz junge Frauen und auch solche in den Sechzigern, aus verschiedenen Ländern, Studentinnen und Hausfrauen. Harte Konkurrenz, bei Wind und Wetter warten unter freiem Himmel und bisweilen gewalttätige Freier prägen den Arbeitsalltag.
Erst kürzlich wurde einen von ihnen vergewaltigt. „Ich finde viele Frauen sehr bewundernswert, weil sie diesen harten Job durchziehen.“ sagt die Beraterin. Sie möchte ihnen ein bisschen „Menschenwürde vermitteln, denn an Respekt und Toleranz fehle es in der Gesellschaft.“
Christa Skomorowsky, die auch Mitglied in der NRW-Landeskommission AIDS ist, hilft bei der Wohnungssuche, unterstützt Frauen, wenn sie jemanden anzeigen wollen und berät über Ausstiegsmöglichkeiten. Über HIV und AIDS wissen die Prostituierten im Verhältnis zu anderen Frauen relativ gut Bescheid. „Sie sind über jede Art der Verhütung informiert, ihr Körper ist ihr Kapital.“ Und die Prostituierten schätzen ihre Arbeit. “ Du stehst wirklich hinter uns“, lobt eine. Über diese Anerkennung freut sich die Streetworkerin.
„Auch für mich war das zunächst eine fremde Welt.“ Und wenn sie sich dann vom Arbeitstag schon müde zum Straßenstrich aufmacht, wird sie immer wacher und aufgekratzter. „Wenn´s dunkel wird kommt bei mir die Power.“
Ute Garbisch, PROTESTANT – Ausgabe 34, 2008